Rituale des Tango
Die Milonga ist der Tanzsaal. Man benutzt das Wort aber auch für eine Tangoveranstaltung. In einer argentinischen Milonga ist die Partnerwahl eine komplizierteste Sache, denn man muss die versteckten Regeln, Signale und Zeichen kennen, denen man als Tänzer oder Tänzerin folgen muss. Die Milonguera (die Tango-Tänzerin) mustert die anwesenden Tänzer, ihr Blick streift über mehrere Tische, sie wartet auf das richtige Zeichen. Aber zuerst muss sie einen Fremden direkt und intensiv anschauen. Sein Signal ist ein Cabeceo, eine rasches Nicken. Nickt die Milonguera mit einem leichten Lächeln zurück, so hat sie das Angebot angenommen. Der Milonguero steht auf, lächelt intensiver und kommt zum Platz der Tänzerin. Sie erhebt sich ebenfalls und beide gehen zusammen auf die Tanzfläche. Tut die Frau hingegen so, als habe sie das Cabeceo nicht gesehen, dann wird es nichts mit der Umsetzung der Tanzabsicht des Mannes.
Es gilt als Höflichkeitsform, wenigstens zwei Lieder mit einem Partner zusammen zu tanzen. Eine Tanzfolge dauert vier Tangostücke lang. Wer seinen Partner schon nach dem ersten Tanz verabschiedet, der hält ihn sicher nicht für einen guten Tänzer bzw. Tänzerin. Auch das Rundherum, die Position um die Tanzfläche ist wichtig. In einigen Milongas, vor allem den älteren mit Tradition, haben die besseren Tänzer reservierte Tische. Paare sitzen üblicherweise weiter hinten zusammen und tanzen dann nur miteinander. Singles sitzen weiter vorn. Idealerweise sitzt der Single dort, wo er am einfachsten Zugang zur Tanzfläche bekommen kann und auch gesehen wird. Betritt Mann gemeinsam mit einer Frau die Milonga, so ist die Frau für diesen Abend seine Partnerin. Will ein Paar auch getrennt mit anderen tanzen, so betreten sie separat den Saal; oder aber der Mann macht die Absicht offenkundig und fordert auch andere Frauen zum Tanz auf. Dann darf seine Partnerin ebenfalls von anderen Männern aufgefordert werden.